Sonntag, 18. August 2013

Merkels FDP

FDP in der Gnade. Merkel gibt der FDP etwas Spielraum im Wahlkampf.
Die FDP bekommt vom System Merkel nur soviel Spielraum im Wahlkampf – oder besser „Beinfreiheit“ – wie Merkel es gestattet. Ein gutes Beispiel dafür ist der „Soli“. Erst 2019, also im übernächsten Bundestag steht der „Soli“ auf der Agenda.
Die derzeitige Diskussion ist eine Phantomdiskussion. Wie mal typisch Merkel. Es ist vollkommen unschädlich ob sie dafür oder dagegen ist, ebenso ist es derzeit vollkommen egal, ob die FDP dagegen ist. Da darf die FDP wieder mal ihre Steuerdiskussion führen – von Merkels Gnaden.
Auch der Außenminister Westerwelle darf ein wenig mehr Öffentlichkeit für sich wahrnehmen. Er reist mal nach Israel und nach Palästina, nach Ägypten auch. Er darf den Botschafter einbestellen und ein paar außenpolitische Statements abgeben. Merkel beliebt zu schweigen und gibt ein wenig Raum. Raum von Merkels Gnaden.
Da fällt mir der alte (uralt) Witz ein. Fragt das Huhn das Schwein: Wollen wir eine Kooperation machen. Das Schwein fragt, wie soll das gehen? Das Huhn: Wir machen es wie beim Schnitzel à la Mayer: Du gibt’s das Schnitzel und ich das Ei. Das ist Merkels Regierungsstil und die FDP mach bei dem Machtgespiele mit, geduldet.
Für mehr ist die FDP sowieso nicht zu gebrauchen.

Quelle:

Mittwoch, 14. August 2013

FC Bayern: Der Tod kommt leise

Es ist ein Drama. Schon lange. Jüngst wurde es zu einer Tragödie, die sich nun scheinbar in ihrem letzten Akt befindet: Der Überlebenskampf der Münchner Südkurve.

Was gerade in München passiert, ist ein beispielloser Eingriff in autark gewachsene Fanstrukturen. Es ist eine Operation am offenen Herzen, ohne Patientenverfügung und Vollnarkose. In chirurgischer Nüchternheit wird das Herz kurzerhand entfernt. Ein paar tiefe Einschnitte, dann ist Ruhe. Grabesstille.
Wo kein Herz, da kein Leben, keine Lebendigkeit. Operation gelungen, Patient tot! Sekt-Stößchen auf der Teppichetage.
Ausverkauft. Passt schon.
Dass als Folge nur noch Gästefans in der heimischen Touristenattraktion den Ton angeben – geschenkt! Die Hütte ist voll. Alles zahlende Kunden, alles richtig gemacht.
Ein Fanbetreuer existiert bei den Bayern bestenfalls auf dem Papier. Als Vermittler haben die Bayern mit Wolfgang Salewski lieber mal einen Terrorexperten engagiert. Als handle es sich bei der Südkurve um ein Rollfeld in Mogadischu. Unmissverständlicher und verstörender kann Symbolik kaum sein.

Freitag, 9. August 2013

Wem helfen unsere Milliarden?

Deutschland hat den Krisenländern bereits 86 Mrd. Euro gezahlt. So meldet es die “FAZ” mit Verweis auf neue Zahlen aus Berlin. Doch die “Hilfen” sind Kredite, also verzinst rückzahlbar, und die Empfänger sind keineswegs die Menschen in Griechenland, Portugal & Co. Wem haben wir eigentlich “geholfen”?

Cui bono? Wem nützt das? Das ist die erste Frage, die man sich angesichts der neuen Zahlen aus dem BMF stellen sollte. Denn Schäubles Leute schweigen sich dazu aus.
Auf der Website erfahren wir zwar, dass der “deutsche Gewährleistungsrahmen” die stolze Summe von 211 Mrd. Euro ausmacht, und dass schon 86 Mrd. Euro an die “Programmländer” geflossen sind.
Doch wie viel davon ging auf Sperrkonten, auf die die Regierungen in Athen, Lissabon oder Dublin keinen Zugriff haben? Wie viel wurde für den Schuldendienst bereitgestellt – und wer wurde daraus bezahlt?
Wie viel ging direkt an deutsche Banken und an den Bund zurück? Wie hoch sind die Zinseinnahmen aus den Hilfskrediten? Und wie viel kommt wirklich den Menschen in den Krisenländern zugute?
Darüber schweigt Finanzminister Schäuble. Leider fragt auch niemand nach, nicht einmal im Bundestag. Dabei lässt sich der Nutzen der “Hilfe” nur dann bewerten, wenn man weiß, wo sie eigentlich ankommt.
Nach allem, was man weiß, fließen mindestens zwei Drittel der Gelder über den Schuldendienst sofort in die Geberländer zurück, also auch nach Deutschland. Den größten Batzen kassieren die Banken.
Wir retten die Falschen – nämlich die Finanzinstitute des Nordens. Das ist seit langem klar. Nun lässt sich auch noch sagen, was diese fehlgeleitete Hilfe bewirkt hat: eine Verlängerung und Vertiefung der Krise.
In allen Nehmerländern haben die strikten Konditionen, die auf Druck Schäubles mit den Hilfen verbunden wurden, zu Rezession und Massenarbeitslosigkeit geführt. Auch die Schuldenberge sind gewachsen.
Besonders eklatant ist das Scheitern in Griechenland. Gerade erst hat Brasilien den IWF aufgefordert, das Hilfsprogramm zu revidieren. Die Sparauflagen seien “exzessiv” und verhinderten eine Erholung, meldet die britische FT.
Spätestens nach der Bundestagswahl dürfte der Ruf nach einer Reform der “Hilfen” auch in Europa laut werden, vielleicht sogar in Deutschland. Vielleicht steigt der IWF sogar aus der Griechenland-”Rettung” aus (siehe “Bye-bye Greece”).
Doch bis dahin lautet das Motto: Bitte nicht stören – und schon gar keine Rechenschaft einfordern. Cui bono? Egal, es fragt ja ohnehin niemand nach…

Donnerstag, 8. August 2013

Soziologe aus Jena: "Hartz IV wirkt wie ein Stigma"

Keine Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger, dafür mehr Jobs in Pflege, Erziehung und Bildung: Wissenschaftler aus Jena fordern ein Umdenken in der Arbeitsmarktpolitik.
Forscher der Universität Jena bescheinigen den Hartz-Reformen fatale Folgen. Der Soziologe Klaus Dörre sagte, die Hartz-IV-Logik führe zum Gegenteil dessen, was sie leisten wolle: Sie erzeuge Passivität, wo sie Aktivierung vorgebe.
Spielzeugfiguren bauen am Schriftzug Hartz IV
Für Betroffene stellt Hartz IV laut den Forschern oft eine Spirale nach unten dar.
"Den Hartz-Reformen liegt das Bild zugrunde der faulen, passiven Langzeitarbeitslosen, die es sich in der Hängematte des Wohlfahrtsstaates bequem machen. Das können wir nicht feststellen", sagte Dörre in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Es gebe lediglich eine Gruppe mit einem Anteil von acht bis zehn Prozent der Leistungsbezieher, die "nicht mehr kann und nicht mehr will". Bei ihnen blieben die Sanktionen wirkungslos, der teure Überwachungsapparat dahinter sei daher unsinnig. Eine reiche Gesellschaft müsse so eine Gruppe Menschen aushalten.

Sanktionen abschaffen und für Beschäftigung sorgen

Für eine Studie, die in diesem Jahr erschienen ist, hatten Dörre und seine Kollegen vom Institut für Soziologie Hartz-IV-Empfänger über sieben Jahre immer wieder befragt. Den Sprung aus dem Leistungsbezug hätten nur ganz wenige Leistungsbezieher geschafft. Manche mussten sich nach Dörres Worten in zehn bis zwölf Stationen - wie beispielsweise Ein-Euro-Jobs - abstrampeln, ohne dabei von der Stelle zu kommen.
Nach Dörres Worten wirkt Hartz IV überdies wie ein Stigma. "Der springende Punkt ist, dass etwa Frauen im Osten, die lange berufstätig waren und dann herausfallen, sich jetzt wahrnehmen als Leute, die gewissermaßen unter die Schwelle der Respektabilität gedrückt werden, auf eine Stufe gestellt werden mit Sozialhilfebeziehern", sagte er.

Die Folge sei eine "Spirale nach unten": Es falle den Menschen wegen materieller Knappheit immer schwerer, sich zur Mehrheit der Gesellschaft zugehörig zu fühlen. Als 'Hartzi' identifiziert zu werden, sei ähnlich wie eine dunkle Hautfarbe im Süden der USA zu haben. Als Konsequenz aus den Studienergebnissen forderte Dörre, die Sanktionen gegen Betroffene abzuschaffen. Für sinnvolle Beschäftigung müsse außerdem gesorgt werden. "Es gibt im Dienstleistungssektor großen Nachholbedarf bei pflegenden, erziehenden und bildenden Tätigkeiten", sagte der Forscher.

Studie erhält Zuspruch

Der Paritätische Wohlfahrtsverband spricht von einer "Zwei-Klassen-Arbeitsmarktpolitik". Der Hauptgeschäftsführer des Sozialverbandes, Ulrich Schneider, sagte dem Evangelischen Pressedienst, die Jobcenter kümmerten sich vor allem um gut qualifizierte Arbeitssuchende und hielten für Langzeitarbeitslose kaum Möglichkeiten bereit. "Die Menschen werden nicht aktiviert, sondern immer weiter ausgegrenzt, nach dem Motto: 'Du hast versagt'". Bundesweit gibt es rund 6,1 Millionen Empfänger.
Quelle: MDR

Mittwoch, 7. August 2013

Umzug als Hartz 4 Bezieher

Ein kleiner Überblick, Umzug als Hartz4 Bezieher

Ein ganz normaler Umzug, allerdings unter Hartz4 Bedingungen.
Hier eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse im Zusammenhang mit meinem Umzug den ich damals in verschiedenen Foren gepostet hatte, ist also eine Rückschau der Ereignisse.
Einfach nur unglaublich!
Den Ausgang der Geschichte werde ich hier in Kürze einstellen, bitte noch etwas gedulden, danke

22.05.2010
die sonne geht wieder auf
 
Wohnungsnotfall, Frist bis zur Bescheidung?
Ich fasse es noch mal kurz zusammen:
Mitte 2009 Räumungsklage gegen mich über Anwalt vom Vermieter angedroht / eingereicht.
Am 1.11.09 habe ich schriftlichen Antrag auf meinen bevorstehenden Umzug bei der ARGE eingereicht.
Am 2.11.09 wurde mir der Eingang meines Antrages von der ARGE bestätigt.
In 12/09 erging das Räumungsurteil gegen mich, Auszug in über 6 Monaten.
Ich akzeptierte dieses Urteil, weil ich ja 6 Monate für meinen Umzug hatte.
In 12/09 legte ich dieses rechtskräftige Urteil gegen Quittung der ARGE vor.
Wurde auch bestätigt.
Dann bekam ich rechtswidrige Unterlagen und Eckdaten von der ARGE ( rechtwidrige Vermieterbescheinigung, und Bruttokaltmiete )

Dagegen musste ich mich wehren!
Schaltete, Bundesdatenschutzbeauftragten, BA. Bürgerbeauftragten, Regionaldirektion der Arge und Nürnberg ein.
Daraufhin verzichtete die Arge auf die rechtswidrige Vermieterescheinigung, und siehe da, nun war es dieser Arge auch möglich die nettokaltmiete auszuweisen.
Dann bekam ich handschriftlich vom SB die Angemessenheitskriterien ausgehändigt.
Daraufhin suchte ich mir Wohnungen hier am Wohnort die diesen Kriterien entsprachen.
Kurze Zeit später wurden alle als unangemessen eingestuft!
Und das nicht etwa wie es normal ist als schriftlichen Bescheid, nein, als Email alle zusammengefasst und abgelehnt!
Bescheid habe ich bis heute nicht!!!
Immer wieder angemahnt, schriftlich, tel. mündlich, mit Zeugen.
Dann kamen einige Wohnungsvorschläge vom SB, hatte er zuvor aus der Tageszeitung gesucht.
Diese waren alle entweder schon vermietet oder gar nicht zu vermieten.
Erst daraufhin beschloss ich bundesweit zu suchen um noch eine arge-konforme Wohnung zu bekommen und nicht obdachlos zu werden.
Alle diese Anträge, bis auf eine Ausnahme, sind bis heute nicht beschieden.

Eine Wohnung wurde als angemessen ausgewiesen, erhielt dieses als Email, und machte sofort einen Termin mit dem Vermieter für den gleichen Tag.

Ich beantragte die Fahrtkostenübernahme zu diesem Termin,
Sb konnte dieses nicht entscheiden.
Er rief seine GF der ARGE an, die teilte mir dann mit:

Kostenübernahme nicht möglich da die Notwendigkeit meines Umzuges nicht ausreichend begründet sei.
Hallo, rechtskräftiges Räumungsurteil liegt der ARGE seit 5 Monaten vor!!!

Ich stellte Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz beim SG Gelsenkirchen.
Erst da wurde die Notwendigkeit meines Umzuges von der ARGE akzeptiert.

Also alles in allem, über 5 Monate hat die ARGE HERNE meiner Ansicht nach bewusst eine Anmietung einer neuen Wohnung vorsätzlich vereitelt.

Nun habe ich noch 39 Tage bis zu meiner Obdachlosigkeit.

Bis heute liegt mir kein einziger schriftlicher Bescheid vor.
Ohne Bescheid, kein Widerspruch!

Die ARGE HERNE spielt eindeutig auf Zeit!!!
Hofft vielleicht darauf das ich durchdrehe und ich somit auch keine Wohnung mehr benötige.

Ich habe lange Zeit darüber nachgedacht warum sich diese Arge Herne so verhält:

Es geht um Geld!!! Sehr viel Geld!!!

Sollte ich mit der neuen angemessenen Wohnungsgröße vor dem SG durchkommen ( laut BSG 50 m2 ), so hätten 17000 ELO sofort rein rechnerisch Anspruch auf 3 m2 mehr Wohnfläche.
Auch wenn ich es auf geschätzte 5000 Elo Haushalte herunter rechne,
so kommt da eine Menge zusammen.

In meinem Fall:

m2 Preis Nettokalt = 4,40 € x 3 = 13.20 monatlich x 5000 =66000 €

66000 € x 12 Monate=
792000 € Mehrausgaben
pro Jahr für die ARGE HERNE

Aus meiner Sicht gibt es keinen anderen Grund für dieses rechtswidrige Verhalten dieser ARGE HERNE.

Übrigens, Aachen, Essen, Duisburg hat sich auch mit Händen und Füßen gestäubt das BSG Urteil ( 50 m2 ) anzuerkennen und umzusetzen.
Musste auch vom Gericht festgestellt werden.

Und nun halt Herne
vor dem SG Gelsenkirchen.

Muss dass alles sein???

Ich persönlich werde dafür sorgen dass die Geschäftsleitung der ARGE HERNE und alle an diesem Fall beteiligten Mitarbeiter ihre Beweggründe darlegen können.

Und zwar gegenüber der BA, dem Bundesrechnungshof und dem Bund der Steuerzahler ( BDS ).

Da ich weiß dass einige Mitarbeiter der ARGE HERNE nachweislich hier mitlesen, wende ich mich hier auf diesem Wege nochmals an euch:


Aus meiner Sicht macht ihr mich vorsätzlich krank!!!
Aus meiner Sicht nehmt ihr durch euer rechtswidriges Verhalten billigend in Kauf das ich ab dem 30.6.2010 obdachlos bin.

Diesen Schaden, den ihr mir an Leib und an meiner Seele antut,
könnt ihr nie wieder heilen!

Jeder von euch kann sich entscheiden, es ist nur eine Frage des Wollens!
Quelle: http://die-sonne-geht-wieder-auf.beepworld.de/argeherne.htm

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Montag, 5. August 2013

Hartz IV – eine Gefahr für die Demokratie

Die Kritik Inge Hannemanns hat besonders drastisch in Erinnerung gerufen, welch perfides Unterdrückungs-, Überwachungs- und Ausbeutungssystem durch die Hartz-Gesetze geschaffen wurde. Die Wirklichkeit des Systems schließt den Funktionsprinzipien rechter Ideologie an. Sozial schwache Menschen können in dieser Vorstellungswelt nur dann auf ein Überleben hoffen, wenn sie sich widerstandslos unterordnen und ausbeuten lassen.
Von Stefan Kubon  
Der Zynismus des Hartz-IV-Systems ist bereits unzählige Male beschrieben worden. Doch rufen wir uns die zentralen Merkmale dieses menschenverachtenden Systems noch einmal in Erinnerung: BedürftigeMenschen suchen Hilfe, aber das, was sie erhalten, ist genau das Gegenteil davon. Tatsächlich wird die missliche Situation dieser Menschen noch verschärft, ihre Notlage wird schamlos ausgenutzt.
So stellt sich die Bundesagentur für Arbeit den Alltag in ihren "Jobcentern" vor. (Quelle: BA)
So stellt sich die Bundesagentur für Arbeit den Alltag in ihren “Jobcentern” vor. (Quelle: BA)
Die Privatsphäre von Hartz-IV-Betroffenen wird massiv verletzt, indem man sie dazu verpflichtet, sehr weitreichende Angaben zu ihrer persönlichen Lebenssituation zu machen. Außerdem wird erwartet, dass sich die Notleidenden dazu bereit erklären, jede noch so gering entlohnte Arbeit im Niedriglohnsektor anzunehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Bedürftiger über einen Studienabschluss oder über andere hohe Qualifikationen verfügt.
Die systematische Demütigung der Hilfsbedürftigen ist zweifellos ein fester Bestandteil des Hartz-IV-Systems. Das Selbstwertgefühl der Menschen soll zersetzt werden. So soll die Bereitschaft gesteigert werden, sich widerstandslos den Ausbeutungsbestrebungen der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Ganz offensichtlich soll durch die Hartz-Gesetze weniger die Not hilfsbedürftiger Menschen, sondern vielmehr die vermeintliche Not schamloser Arbeitgeber verringert werden.
Hannemanns mutiger Kampf gegen Hartz IV 
Inge Hannemann heißt die mutige Frau, die in den letzten Monaten besonders eindringlich auf die Missstände rund um Hartz IV hingewiesen hat. Dass sie eine Expertin in Sachen Hartz IV ist, dürfte unstrittig sein. Schließlich hat Hannemann jahrelang in Hamburg-Altona in einem Jobcenter gearbeitet. Ihre Aufgabe war es, junge Hartz-IV-Empfänger in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das, was Hannemann dabei an Ungerechtigkeiten erlebt hat, war für sie Anlass, öffentlich das Hartz-IV-System anzuprangern.
Hannemanns Kritik an Hartz IV, die sie unter anderem auf ihrer Webseite veröffentlicht hat, wurde zuletzt auch von überregionalen Zeitungen mit großer Auflage thematisiert. Mit ihrer Kritik möchte Hannemann vor allem darauf aufmerksam machen, dass durch die Hartz-Gesetze die Demokratie in Deutschland beschädigt wird. Insbesondere steht für Hannemann fest, dass diese Gesetze den Artikel 1 der deutschen Verfassung (“Die Würde des Menschen ist unantastbar“) verletzen.
Das Jobcenter in Hamburg-Altona reagierte auf die Kritik Hannemanns äußerst ungehalten: Am 22. April dieses Jahres wurde Hannemann von ihrem Arbeitgeber in den Zwangsurlaub geschickt. Doch Hannemann ließ sich davon nicht beeindrucken, sie prangerte weiterhin öffentlich die massiven Missstände des Hartz-IV-Systems an. Ihres Erachtens geht es bei Hartz IV immer mehr darum, Notleidende durch Sanktionen und Einschüchterungen davon abzuhalten, Leistungen in Anspruch zu nehmen.
Diffamierung Hannemanns durch die Bundesagentur für Arbeit
 Schließlich sah sich am 14. Juni dieses Jahres sogar die Bundesagentur für Arbeit dazu veranlasst, sich mit einer Pressemitteilung zum Fall Hannemann zu äußern. Beim Lesen dieser Pressemitteilung wird schnell klar, dass man es hier mit einem Text zu tun hat, der in seiner propagandistischen Verlogenheit kaum zu überbieten ist. So stellt die Bundesagentur die Tatsachen schlichtweg auf den Kopf, indem sie behauptet, es sei nicht das Hartz-IV-System, durch das die Würde von Menschen verletzt werde, sondern es sei Frau Hannemann, die durch ihre Kritik die Würde und Sicherheit von Menschen verletze.
Wäre es nicht so traurig, man müsste lachen, denn die Verlautbarung der Bundesagentur ist Realsatire in höchster Vollendung:
“Angesichts der anhaltenden öffentlichen Attacken der (inzwischen freigestellten) Mitarbeiterin des Hamburger Jobcenters Inge Hannemann sieht sich die Bundesagentur für Arbeit gezwungen, Stellung zu nehmen – allein schon zum Schutz der vielen tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch die Äußerungen von Frau Hannemann beleidigt, herabgewürdigt und in Gefahr gebracht werden.“
Würde sich die Bundesagentur wirklich um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter sorgen, würde sie wohl kaum ein System verteidigen, das täglich in hohem Maße Aggressionen produziert. 
Im weiteren Verlauf des Textes wird unter anderem bestritten, dass Hannemann eine Wistleblowerin sei. Tatsächlich leugnet die Bundesagentur für Arbeit die Hartz-IV-Missstände dreist:
Frau Hannemann ist keine ‘Whistleblowerin‘, die Missstände aufdeckt, denn die behaupteten Missstände gibt es nicht – sie kann daher auch keine ‘Hartz IV-Rebellin‘ sein.“ Schließlich endet die Pressemitteilung mit einem schnippischen Rat an Frau Hannemann: “Frau Hannemann hat sich den falschen Beruf ausgesucht. Sie sollte nicht ihre Kolleginnen und Kollegen darunter leiden lassen.“
Falls noch irgendjemand Zweifel daran hatte: Spätestens nach dieser Pressemitteilung müsste klar sein, dass die Bundesagentur für Arbeit ihr Wissen aus einem wunderschönen Fantasieuniversum beziehen muss, in dem die leidvolle Wirklichkeit keinen Platz hat.
Offener Brief Hannemanns an Ursula von der Leyen
 Am 17. Juli dieses Jahres veröffentlichte Hannemann auf ihrer Webseite einen offenen Brief an die derzeitige Ministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen. Der Brief ist unter anderem deshalb wichtig, weil dort die eklatanten Missstände von Hartz IV besonders treffend beschrieben werden. Hannemann verdeutlicht, dass durch die Entrechtung von Menschen, wie sie durch die Hartz-Gesetze stattfindet, unsere demokratische Ordnung in Deutschland verletzt wird.
Am Ende ihres Briefs schreibt die couragierte Whistleblowerin Folgendes:
“Menschen dürfen ihre Stadtgrenzen nicht verlassen, Alleinerziehende werden trotz Elternzeit in das Jobcenter gezwungen, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen werden in Tätigkeiten gepresst, die nicht zu bewältigen sind, Zwangsarbeit wie Zeitarbeit sind staatlich verordnet, Schülern und jungen Menschen werden Aus- oder Schulbildungen verweigert, zu pflegende Angehörige werden alleine gelassen, weil Jobcenter diese Pflege nicht schätzen, Gelder werden nicht ausbezahlt, weil die Jobcenter hoffnungslos unterbesetzt sind und jede zweite Klage vor Gericht gewinnt, weil die Gerichte die Arbeit der Sachbearbeiter aus den Jobcentern übernehmen. Die Liste ist um vieles zu ergänzen. Frau von der Leyen, es stimmt nicht mehr im System, aber Sie lächeln. Weder die Jobcenter mit diesen unmenschlichen Bestimmungen, noch die übergeordneten Behörden haben das Recht und die selbst zugeschriebene Macht, alle Akteure zu entmündigen und somit zu bevormunden. Die Würde des Menschen ist unantastbar (Art. 1 GG). Jeder hat ein Recht auf ein Leben zu führen, das der Würde entspricht (§1 SGB II). Das ist jedoch täglich erlebte Realität – zum Leid vieler Millionen und schlussendlich zur Fragestellung: Was ist Ihnen unsere Demokratie noch wert? Und nein, auch diesmal erwarte ich keine Antwort. Weiß ich auch so, dass dieser Brief Sie erreichen wird und das ist zunächst mal, für heute, ausreichend. Stehen Sie auf! Jetzt!“
Möglicherweise wird es den Herrschaftseliten in Deutschland noch eine Weile gelingen, das massenhafte Leid, das durch die Hartz-Gesetze geschaffen wird, zu ignorieren. Trotzdem ist es recht wahrscheinlich, dass dieses unselige Unterdrückungssystem relativ bald das Zeitliche segnen wird. Denn langfristig werden sich die Ungerechtigkeiten dieses Systems kaum aufrechterhalten lassen. Dafür sind die Absurditäten, die im Zusammenhang mit Hartz IV zu Buche schlagen, zu gewichtig.
Das dekadente Hartz-IV-System wird zusammenbrechen
Diese Absurditäten sind schon lange bekannt, manche davon zeugen von einer geradezu monströsen Dekadenz. So überschüttet der Staat bekanntlich gewisse Zeitgenossen im ganz großen Stil mit allerlei finanziellen Zuwendungen. Diese Zuwendungen stehen in keiner nachvollziehbaren Beziehung zur möglichen Arbeitsleistung eines Menschen. Den Rahmen einer existenziellen Notwendigkeit sprengen sie ohnehin mit Leichtigkeit. Solche Zuwendungen sollten daher auch nicht länger als Gehälter, Löhne oder Diäten bezeichnet werden, vielmehr müsste man sie als das bezeichnen, was sie vor allem sind – nämlich Geschenke des Staates an seine als “Leistungsträger“ deklarierten Lieblinge. Dieses großzügige Verhalten steht in einem eklatanten Missverhältnis dazu, dass sich gleichzeitig die politisch Verantwortlichen beharrlich weigern, bedürftigen Menschen eine existenzsichernde finanzielle Leistung zu gewähren, die frei von Zwängen und Demütigungen ist.
Logo der Bundesagentur für Arbeit (BA)
Logo der Bundesagentur für Arbeit (BA)
Wechseln wir von der staatlichen zur gesellschaftlichen Ebene. Auch in diesem Kontext ist die Absurdität und Dekadenz des Hartz-IV-Systems kaum zu überbieten: Täglich werden in unserer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft Unmengen an Lebensmitteln und unzählige andere materielle Güter und Werte vernichtet – zum Teil aus hochgradig unmoralischen Gründen. Doch gleichzeitig müssen sich notleidende Menschen einem perfiden Repressionssystem unterwerfen, damit sie ihre existenziellen Grundbedürfnisse halbwegs befriedigen können. Obwohl die herrschende Politik immer wieder das Gegenteil behauptet: Unsere Gesellschaft hat kein Produktivitäts- oder Wachstumsproblem, sondern ein Verteilungsproblem! Auch bei diesem Themenkomplex wird deutlich, dass man das Hartz-IV-System eigentlich nur als schlechten Scherz bezeichnen kann.
Durch Hartz IV wird der Rechtsextremismus gefördert 
Schließlich ist festzustellen, dass durch das Hartz-IV-System eine Botschaft in die Gesellschaft getragen wird, die dem Rechtsextremismus auf fatale Weise in die Hände spielt. Denn die Botschaft der Hartz-Gesetze ist eindeutig: Wer nicht stark genug ist, sich aus eigener Kraft in unserer Gesellschaft zu behaupten, dessen Schwäche wird skrupellos ausgenutzt. Tatsächlich entspricht die Wirklichkeit des Hartz-IV-Systems auf erschreckende Weise den Funktionsprinzipien rechter Ideologie. Sozial schwache Menschen können in dieser sozialdarwinistischen Vorstellungswelt nur dann auf ein Überleben hoffen, wenn sie sich widerstandslos unterordnen und ausbeuten lassen. Das Hartz-IV-System verdeutlicht, wie stark rechte Denkstrukturen in der Mitte der Gesellschaft verankert sind. Angesichts dieser Sachlage verwundert es nicht, dass rechtsextreme Akteure in der deutschen Gesellschaft mitunter sehr selbstbewusst in Erscheinung treten. Durch die Hartz-Gesetze wird ihnen schließlich täglich die Botschaft vermittelt, dass es ganz normal ist, sozial schwache Menschen zu quälen.
Dies alles zeigt, dass es allerhöchste Zeit ist, die Hartz-Gesetze abzuschaffen. Wir können es uns nicht länger leisten, dass die Glaubwürdigkeit unserer demokratisch verfassten Ordnung durch das Hartz-IV-System zerstört wird. Die staatlich betriebene Entrechtung, Unterdrückung und Ausbeutung hilfsbedürftiger Menschen muss beendet werden. Um notleidenden Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, muss ein soziales Sicherungssystem geschaffen werden, das frei von Sanktions- und Zwangsmaßnahmen ist. Seriöse Vorschläge zur Verwirklichung dieser Idee gibt es in großer Zahl. Wobei der Vorschlag eines bedingungslosen Grundeinkommens sicherlich am bekanntesten ist. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre, dass die Sanktionen für Hartz-IV-Betroffene endlich abgeschafft werden.
Die Unterstützung für Hannemann wächst  
Leider spielen (bislang) im Bundestagswahlkampf die Hartz-IV-Missstände kaum eine Rolle. Verwunderlich ist das freilich nicht, denn fast alle etablierten Parteien sind sich darin einig, dass an der Agenda 2010 und den Hartz-Gesetzen nicht gerüttelt werden darf. Lediglich von der Linkspartei und der Piratenpartei ist in Sachen Hartz IV wirklich etwas Kritisches zu vernehmen.
Inge Hannemann ist indes zu einer regelrechten Ikone der Anti-Hartz-IV-Bewegung geworden. Hingegen repräsentieren Ursula von der Leyen und die Bundesagentur für Arbeit noch immer auf vortreffliche Weise die Arroganz und Ignoranz der deutschen Herrschaftselite. Im Interesse unserer Demokratie und der vielen durch das Hartz-IV-System drangsalierten Menschen kann man nur hoffen, dass der schamlose Machtmissbrauch dieser Herrschaftselite sehr bald beendet sein wird.

Donnerstag, 1. August 2013

JOBCENTER GEHT GEGEN GEGEN-HARTZ.DE VOR

Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis will anscheinend kritische Berichterstattung unterbinden

31.07.2013

Das Jobcenter Ennepe-Ruhrkreis versucht offenbar eine kritische Berichterstattung auf unserem Portal zu unterbinden. In einemAnschreiben der Behörde wurde der Betreiber der Plattform „gegen-hartz.de“ dazu aufgefordert, entscheidende Passagen in einem bereits publizierten Artikel zu löschen sowie eine vermeintliche Richtigstellung im Sinne des Jobcenters zu veröffentlichen. Um es vorweg zu nehmen, dem werden wir nicht nachkommen.

Zur Vorgeschichte: Mitte Juni veröffentlichten wir einen Artikel der Hartz4 Plattform mit dem Titel "Jobcenter verweigerte Diabetes-Krankem Hartz IV". In diesem wurde beschrieben, wie das Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis mindestens sechs Monate einem schwer erkranktem Leistungsbezieher keinGeld zahlte und auch die Kosten für wichtige Medikamente nicht übernahm. Als allererstes stört sich die Behörde an der Formulierung, man halte sich trotz Beschluss nicht an Recht und Gesetz. Vielmehr ist man in der Behörde der Ansicht, der Beschluss sei noch nicht rechtskräftig und daher nicht vollstreckbar. Doch das ist unserer Ansicht nach schlicht und ergreifend falsch. Denn im vorliegenden Fall handelte es sich um ein Verfügungsverfahren, in dem das Jobcenter per Beschluss verurteilt wurde, „vorläufig bis zu einer Entscheidung in der Hauptsache“, Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach SGB II zu leisten. Somit ist der Beschluss sehr wohl vollstreckungsfähig im Sinne des § 199 Abs. 1 SGG. Demnach ist das Jobcenter unserer Auffassung nach sehr wohl dazu verpflichtet, die Leistungen unverzüglich zu erbringen. Die Frage der Rechtskraft der Entscheidung spielt dabei zunächst keinerlei Rolle, da insoweit nur ein Zwischenzustand beurteilt wird. Es sei vielmehr erschreckend, dass so eine praxisrelevante Frage derart juristisch falsch beurteilt wird. 

Weiter moniert man die Darstellung, die Klagevertretung habe bei dem Termin vor dem Sozialgericht die Einzelheiten des Falls nicht gekannt. Tatsächlich hatte sich aber die Jobcenter-Mitarbeiterin am 24.05.2013 (und nicht wie das Jobcenter schreibt am 27.05.2013) ausdrücklich dafür entschuldigt, die Einzelheiten der Akte im Detail nicht zu kennen, weil sie eine Kollegin, die im Urlaub verweile, vertrete. Natürlich spricht nichts dagegen, dass hier eine Urlaubsvertretung tätig war. Allerdings sollte sich diese vorab doch wenigstens die Zeit nehmen, sich gründlich in die Akte einzulesen. Dies war im vorliegenden Fall offensichtlich nicht geschehen, so dass der Vorwurf berechtigt ist und nachgewiesen werden kann. 

Richtig ist schließlich auch die Aussage, die Behörde habe dem Gericht eine unvollständige Akte vorgelegt. Dies ergibt sich eindeutig bereits aus der Prozessgeschichte. Das Sozialgericht (SG) Dortmund hatte zur summarischen Prüfung der Eilsache offensichtlich nur eine unvollständige Akte vorgelegen, die den Eindruck erwecken musste, als sei für den streitgegenständlichen Zeitraum kein Weiterbewilligungsantrag gestellt worden. 

„Bei inhaltlichen Fehlern werden wir selbstverständlich aktiv und korrigieren diese umgehend“, so Sebastian Bertram, Hauptverantwortlicher von gegen-hartz.de. „Hier aber können wir uns dem Eindruck nicht erwehren, dass das Jobcenter Ennepe-Ruhrkreis eine kritische Berichterstattung offenbar unterbinden will. Daher werden wir das Recht auf freie Meinungsfreiheit auch wenn nötig vor Gericht verteidigen. Wir fordern zudem die Behörde dazu auf, umgehend den Beschluss des Sozialgerichts zu akzeptieren und die außenstehenden Sozialleistungen an den Betroffenen zuzahlen. Bitte verlinkt und verteilt diesen Artikel weiter, damit die Behörde mit ihrem Einschüchterungsversuch nicht durchkommt." (wm)