Dienstag, 23. Oktober 2012

Banken, Banker, Bankster

Der Schock saß tief im Spätsommer 2008: Als die große Immobilienblase platzte, ächzte die ganze Welt. Die Folgen trafen vor allem Kleinanleger. Die großen Banken gingen weitgehend unbeschädigt aus der Krise hervor, denn öffentliche Gelder verhinderten ihre Pleiten.


Was den Kreislauf des Geldes damals außer Tritt brachte, schildert Arte bei seinem Themenabend "Banken, Banker, Bankster" an diesem Dienstag mit zwei Filmbeiträgen. Wie "Der große Reibach" (20.15 Uhr, Autoren: Jean-Michel Meurice und Fabrizio Calvi) funktioniert, erklärt der Banker Jean Peyrelevade. Der Rohstoff der Banken sei "la dette", wie der Franzose sagt, die Verschuldung. "Das System imitiert Schulden, lässt Schulden umlaufen, platziert und verhandelt Schulden". Der Hebel sei ganz einfach: Um so mehr ich mir leihe, desto mehr bekomme ich zurück. Wenn doch alles so einfach wäre - denn es gibt genug schwarze Schafe.
Es war nicht das erste Mal, dass die Weltwirtschaft ächzte. Der große Schock vom 29. Oktober 1929 sitzt noch tief im kollektiven Gedächtnis, als die Wall Street auf einen Schlag 40 Prozent ihres Wertes verlor, deutlich mehr als das jährliche Bruttosozialprodukt der USA. Damals arbeiteten die Banken schon mit einem simplen Trick: Sie kauften von ihnen selbst herausgegebene Aktien, um den Wert zu steigern.
Rückblick: Die neoliberale Revolution setzte schon 1979 mit der Regierungsübernahme Margaret Thatchers in Großbritannien und Ronald Reagans in den USA 1981 ein. Die Politik nahm zunehmend ihren regulierenden Einfluss auf die Wirtschaft und die Finanzwelt zurück und setzte auf das freie Spiels der Kräfte. Aber es ist wie mit Katzen und kleinen Kindern: Wenn Herrchen oder Papa nicht aufpasst, treiben die Kleinen, was sie wollen, nur nicht, was sie sollten.
Die Folgen schildert der zweite Arte-Beitrag zum Thema Banken um 21.25 Uhr, "Der Tanz der Geier". Der Neo-Liberalismus hat die Banken immer mächtiger werden lassen. Der Profit und nicht die sozialen Errungenschaften dominieren die Gesellschaft. Geschäftsbanken, Hedgefonds und Versicherungen spielen mit Risiken und Vertrauen, mit wahren und falschen Werten. "Derivate werden immer komplexer, Kommissionen steigen ins Unermessliche, und Geldmengen bewegen sich immer schneller um die ganze Welt", beschreibt Arte das Spielchen mit dem Geld.
Und die ausführenden Organe sind immer noch dieselben wie vor dem Crash 2008: In den USA sind viele Bankinstitute, die die Krise beschleunigt haben, immer noch am Drücker. Viele Mitarbeiter haben noch dieselben Positionen. Auch in Europa ist das Bild nicht anders. Eine Änderung ist nicht in Sicht.

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