Montag, 17. März 2014

Hoeneß gewinnt mit seinem Schritt «Respekt» - Verdient ein Straftäter Respekt ?

Uli Hoeneß hat mit seinem Verzicht auf Revision und seinem Rücktritt als Präsident und Aufsichtsratschef des FC Bayern München in Politik, Gesellschaft und Sport Achtung gewonnen.
So äußerte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) “hohen Respekt” für die Entscheidung des 62-Jährigen, das Hafturteil wegen Steuerbetrugs zu akzeptieren. Nachdem Hoeneß zu Beginn des Prozesses auch Häme einstecken musste und er nach dem Urteil aus der Fußball-Bundesliga Aufmunterung bekam, bekundeten nun auch andere Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer, Linke-Fraktionschef Gregor Gysi und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ihren “Respekt”.
“Seine Erklärung zeigt, dass er ein Mensch mit Format ist. Er hat sehr verantwortlich gehandelt, indem er auf die Revision verzichtet und seine Ämter niedergelegt hat”, sagte Seehofer dem “Handelsblatt”. Aus Sicht von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi zeigte Hoeneß “auch Einsicht in seine Schuld”. “Die Rechtsprechung hat dafür gesorgt, dass der ehrliche Steuerzahler nicht der Dumme ist.”
Quelle: Süddeutsche.de

Anmerkung unseres Lesers B.S.: Mit Verlaub: Es ist doch lächerlich, Herrn Hoeneß jetzt Anstand zu bescheinigen, bloß weil er gegen die Entscheidung des LG München II keine Revision einlegen will. Verdient ein Einbrecher, ein Drogenhändler oder ein Vergewaltiger Respekt, weil er sich entscheidet, seine Strafe anzutreten und kein Rechtsmittel einzulegen? Nein. Dass er seine Bestrafung akzeptiert, wird von ihm erwartet. Dass er kein Rechtsmittel einlegt entspringt einer Abwägung unter besonderer Berücksichtigung der Erfolgsaussichten des Rechtmittels. Der Unterschied zu Hoeneß ist nur, dass der gemeine Einbrecher, Drogenhändler oder Vergewaltiger keine viel beachtete Erklärung herausgibt, in der er seinen Rechtsmittelverzicht als angebliches Zeichen seines Anstandes moralisch auflädt. Diesem geschickten PR-Schachzug in eigener Sache, sind nicht nur Angela Merkel und Horst Seehofer, sondern auch Gregor Gysi und Heribert Prantl auf den Leim gegangen.
Was Uli Hoeneß macht – nämlich seine Haftstrafe ohne Einlegung eines Rechtmittels anzutreten – ist ein ganz normaler Vorgang. Hoeneß ist ein ganz normaler Straftäter, der eine ganz normale Entscheidung getroffen hat. Daran ist nichts respektabel. Im Übrigen sollten sich die voreiligen Kommentatoren einmal überlegen, was Uli Hoeneß dazu bewogen haben könnte, die erstinstanzliche Entscheidung zu akzeptieren. Hoeneß weiß vieles, das wir nicht wissen. Vielleicht weiß er auch, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können, wenn sein Fall genauer hätte untersucht werden können.
Passend dazu: Größe im Fallen
Der Verzicht des Angeklagten auf Revision hat – wenn man davon ausgeht, dass auch die Staatsanwaltschaft darauf verzichtet – natürlich auch einen großen Vorteil: Wenn das Urteil rechtskräftig wird, kann es sich nicht mehr zum Noch-Schlechteren wenden. Das Risiko, dass der Bundesgerichtshof zur neuerlichen Verhandlung und womöglich weiterer Aufklärung zurückverweist, entfällt. Das Risiko, dass aus der Blackbox des Falles Hoeneß noch ganz andere als die schon bekannten Dubiositäten bekannt werden, entfällt auch. Und die Gefahr, dass die Strafe letztendlich nicht milder, sondern noch härter ausfällt – sie wird vermieden.
Quelle: Süddeutsche.de
Anmerkung C.R.: Es ist vermutlich Hoeneß erste vernünftige Entscheidung seit Bekanntwerden seiner Steuerhinterziehung. Und das offensichtlich – Prantl nennt da gute Gründe – nicht uneigennützig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen