Dienstag, 23. April 2013

Götze-Transfer dokumentiert Verlogenheit der Branche

Dank Ausstiegsklausel kann Dortmunds Jahrhunderttalent Mario Götze zum FC Bayern wechseln. Der Transfer verursacht bei BVB-Fans Bauchschmerzen und steht symbolisch für die Verlogenheit der Branche.


Die Sache kommt den Bayern recht gelegen. Überrascht über die Wucht der moralingesäuerten Diskussion um ihren steuersündigen Präsidenten haben die Münchner wohl recht gezielt einen Transfercoup hinausposaunt, der das Dilemma um Schwarzgeldkonten in der Schweiz zumindest kurzzeitig in den Hintergrund drängt.
Mario Götze wechselt im Sommer für 37 Millionen Euro von Borussia Dortmund zum Rekordmeister, eine Ausstiegsklausel erlaubt ihm den Schritt. Der Abgang des technisch unfassbar feinen Fußballspielers trifft den BVB ins Herz und dokumentiert die Ambitionen der Bayern in den nächsten Jahren.
Es ist sicher nicht verwerflich, das deutsche Vorzeigetalent schlechthin zu verpflichten, wenn es die Vertragsmodalitäten des Umworbenen erlauben. Ausstiegsklauseln sind dafür da, dass von ihnen Gebrauch gemacht wird. Insofern handeln die Münchner bei allem Aufstöhnen in der Branche keineswegs unmoralisch. Aber allen Traditionalisten der Sportart verursacht der Transfer dennoch gehörig Bauchschmerzen.

Sein erstes Länderspiel machte Mario Götze 2007 für die U-15 des Deutschen Fußballbundes. Die U-17 führte der Mittelfeldmann bei der Europameisterschaft 2009 sogar als Kapitän an.

Hoeneß mal wieder entlarvt

All die Götzes, Hummels und Reus', so die Annahme, würden doch nie zu den Bayern gehen, weil in Dortmund etwas Großes entsteht, weil dort Fußball geatmet wird, weil sie dort einen authentisch entrückten Trainer haben – und weil die letzte Million auf dem Gehaltsscheck eben nicht die einzige Komponente im Leben eines Profis ist. Dass nun ausgerechnet Professorensohn Götze, erst 20, dieses Schema durchbricht, ist deshalb nicht nur für die Fans der Borussia eine mittelschwere Katastrophe.
Der Coup entlarvt auch mal wieder Uli Hoeneß. Vor einer Woche erst sprach sich der Bayern-Präsident für mehr Wettbewerb in der Liga aus und befürchtete spanische Verhältnisse. Er wolle das Ganze mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nach der Saison erläutern und nach Lösungen fahnden.
Das Treffen können sie sich sparen. Es wird, wie von BVB-Trainer Jürgen Klopp prognostiziert, allenfalls schottische Verhältnisse in der Bundesliga geben. Ein Team wird Meister (die Bayern), der Rest balgt sich um die Champions-League-Plätze, die Europa League und den Klassenverbleib.
Ob Mario Götze eine derartige Gewissheit auf Titelgewinne schon mit 20 Jahren benötigt? Der durchaus reflektierende Mittelfeldspieler wird sich darüber seine Gedanken gemacht haben. Er hat sich schließlich gegen das Dortmunder Projekt entschieden – und für den von einer Magie begleiteten kommenden Bayern-Trainer Pep Guardiola.
Auch das trifft den BVB ins Herz. 37 Millionen Euro erscheinen dabei wie ein kleines Schmerzensgeld.

Quelle: http://www.welt.de/sport/article115522511/Goetze-Transfer-dokumentiert-Verlogenheit-der-Branche.html

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