Mittwoch, 2. April 2014

FC Bayern: Meisterschaft für einen Kriminellen

Noch in Berlin widmet Pep Guardiola die Meisterschaft Uli Hoeneß. Das sagt einiges aus, über das Weltbild des Bayern-Trainers und das seines Vereins. Ein Kommentar von 

Er hätte sich einfach freuen können über seine großartige Fußballmannschaft. Er hätte wie seine Spieler ein wenig herumhüpfen, das Meisterschaftshemd überziehen und ein bisschen singen können. Der Trainer des FC Bayern aber tat nichts von alledem. Stattdessen sagte Pep Guardiola: "Die Meisterschaft ist für Uli Hoeneß, die wichtigste Person im Verein."
Damit sorgte Guardiola für ein weiteres Novum. Seine Mannschaft holte die Schale nicht nur so früh wie kein anderes Team zuvor. Zum ersten Mal wird eine deutsche Fußball-Meisterschaft einem Kriminellen gewidmet, einem Verurteilten, der offiziell gar nicht mehr zum Verein gehört.
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Guardiolas Satz macht mehr denn je das Dilemma des FC Bayern in dieser Spielzeit deutlich. Es ist bis hierhin die beste, die der Verein je gespielt hat, aber auch die gruseligste, weil ihr Präsident vom Idol zum Betrüger abstürzte. Anstatt zu schweigen und Uli Hoeneß aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, macht der Verein samt seinen Führungspersönlichkeiten das Gegenteil. Durch falsch verstandene Loyalität. Oder aus einer Grundhaltung heraus, die ein erschreckendes Weltbild zeigt.

Betrüger rehabilitieren

In der Bayern-Welt finden es viele ungerecht, was mit Uli Hoeneß geschehen ist. Es ist eine Welt der Millionen und Zockereien, völlig entrückt von den Menschen, die diese finanzieren. Eine Welt, in der erst eine Gefängnisstrafe Argument genug war, sich von Hoeneß zu trennen. Eine Welt, in der es scheinbar normal ist, dass der Trainer im Moment des großen Erfolgs vor einem Millionenpublikum einen Betrüger rehabilitiert, der eben dieses Publikum um Dutzende Millionen Steuer-Euro betrogen hat.
Trotz des Hoeneß-Urteils: Die Familie hält noch immer zusammen und verharmlost Kriminalität. Womöglich auch, weil der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge vorbestraft ist, Franck Ribéry zugab, Sex mit einer minderjährigen Prostituierten gehabt zu haben. Und Pep Guardiola, der für das umstrittene Katar warb, lässt seinen Bruder Pere gerne mal bei Spieler-Transfers mitreden, wie vor der Saison bei jenem vom Thiago Alcántara.
"Die Meisterschaft ist für Uli Hoeneß, die wichtigste Person im Verein." Vielleicht ist es sogar kein Zufall, dass dieser Satz in diesen Tagen fällt, in denen Hoeneß’ Aussagen vor Gericht angezweifelt werden. Es steht der Vorwurf im Raum, Hoeneß habe vor Gericht nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ein Schweizer Magazin schrieb, das Schnellverfahren vor dem Münchner Landgericht habe eine umfassende Aufklärung des Falles verhindert. Auch Spieler des FC Bayern, so wird vermutet, sollen ein Konto bei der Schweizer Bank haben.

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